»Überzeugt hat uns aber nicht nur Nikolais vielseitiges Talent – neben Büchern, Webseiten und Logos gestaltet er auch Verpackungen für vegane Schokoriegel –, sondern auch sein unkonventionelles Editorial Design. Ganz nebenbei schüttelte Nikolai auch die eine oder andere perfekte Überschrift aus dem Handgelenk. Und wenn wir, passend zum Thema, ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern dürfen: selten war eine Heftproduktion so inspirierend und unkompliziert wie diese mit dem nach Hamburg emigrierten Rostocker.«
©Maximilian Probst
©David Baglietto
Was inspiriert dich?
Ich bin der Überzeugung, dass man sich Inspiration nicht aktiv suchen kann, sondern immer passiv inspiriert wird — und zwar von allen Einflüssen des Lebens. Das können meine Kinder, Songtexte, Rezepte, Geschmäcker, Reisen oder Sprachen sein.
Darüber hinaus fasziniert mich immer mehr das »Hässliche« als das »Schöne«, weil Ersteres zum nachdenken anregt und Letzteres nur zum kopieren einlädt. Beispiel: Ich liebe Brutalismus-Siedlungen in osteuropäischen Vorstädten und ziehe daraus viel mehr kreative Energie als mit einem Spaziergang durch die Hafencity.
Warum bist du Designer geworden?
Als Jugendlicher habe ich viel Gitarre gespielt und traurige Lyrics geschrieben. Da habe ich »das Texten« und Sprache für mich entdeckt. Nach der Schule habe ich ein Jahr in London verbracht und mich dort sehr für Fotografie begeistert. Bin fast jeden Tag mit einer kleinen Digicam unterwegs gewesen und wollte danach sogar Fotografie studieren.
Habe dann von Kommunikationsdesign gehört aber hatte ehrlich gesagt weder von Kommunikation noch von Design eine Ahnung — trotzdem irgendwie in Schriften, Formen und Farben verliebt.
Was ist für dich gutes Design?
Ehrlich gesagt stehe ich in erster Linie auf schlaue Ideen, also Lösungen, bei denen ich sehen kann, dass ein komplexes Thema über ein ganz einfaches System oder eine clevere Kombination angegangen wurde. Das finde ich immer erstmal gut. Ich habe für mich persönlich keine bestimmte Richtung, nichts, auf dessen Grundlage ich jetzt sagen kann: Das ist mehr oder das ist weniger gut. Ich habe bei mir eher beobachtet, dass ich Design wie ein gutes Kochbuch konsumiere. Wenn ich in einem guten Kochbuch so ein richtig leckeres Gericht sehe, dann kriege ich Appetit und habe Lust, selber zu kochen und vor allem zu essen. Bei Design geht mir das auch so. Wenn ich gute Lösungen und spannende Kompositionen sehe, wenn mir eine Idee sehr gut gefällt, dann kriege ich selbst Lust aufs Gestalten.